Denknotwendiges als Folge des Naturnotwendigen im Wechselbezug mit Bilddestillaten, davon handelt meine Arbeit. Innere Bilder, Symbole, als abstrakte Strukturen oder Muster nach außen gesetzt, erhalten Dingcharakter und werden selbstreferentiell, wodurch anscheinende Notwendigkeit im jeweiligen Bezug sich zwingend zu ergeben scheint.

Beginnen möchte ich mit einem kunsthistorischen Bild. Es wird auf seinen Denkhintergrund, sein Paradigma, zurückgeführt, welches als übergeord- netes Muster weiterverfolgt wird bis in die Gegenwart. Dieses Paradigma kristallisierte anscheinend so sehr zu einer Notwendigkeit, dass es sich schließlich in einer Maschine manifestierte.
Die Grenze zwischen der symbolischen Ordnung der Kunst und der der Technik wurde dabei überschritten.

Wenn man sich nun Rafaels Madonna mit dem Stieglitz, genannt auch Madonna del Cardellino3  als Spurenbild anschaut, geht es nach Doelker um die indexikalische Auflistung des wahrnehmbaren Ereignisses.
Was erzählt dieses Bild, an welchem Ereignis lässt es teilhaben?
Eine kurze Bildbeschreibung:
Wir sehen die bereits im Titel angekündigte Maria, die Mutter Jesu.
Das Bild ist total unmodern, ein Bild aus der Hochrenaissance, nicht mal eines von Rafaels reifsten Werken. Kunsthistoriker sehen es im Gefolge von Michelangelo und Leonardo.

Die Mutter Jesu, gehüllt in einen langen blauen Mantel, sitzt mit ihrem Kind und dem Johannesknaben auf einer grünen Wiese vor einer hügeligen Landschaft. In Ihrer linken Hand hält sie ein aufgeschlagenes Buch, in der rechten einen großen Löffel, welcher erzählt, dass sie abgestillt hat. Ihr Blick ruht auf den Kindern, die sich mit einem kleinen Vogel einander zuwenden.
Über Marias von einem Heiligenschein umgebenem Haupt öffnet sich die Wolkendecke und Iässt ein kleines Fleckchen blauen Himmels in Form eines Rhombus' erkennen. Setzen wir voraus, Rafaels Bild sei ein Spurenbild in der
Repro Raffael
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3) Raffael: Madonna del Cardellino, 1506, Florenz, Uffizien, 77x107 cm